der Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland
(Berlin, 17. Oktober 2023)
Verehrte, liebe Mitbrüder im bischöflichen und priesterlichen Dienst,
liebe ökumenische Gäste,
sehr geehrte Frau Botschafterin,
meine Damen und Herren!
Die Welt ist aus den Fugen geraten. Nachdem wir in diesem Sommer in Griechenland und anderswo Dürre, Hitze und nie dagewesene Brände erleben mussten, gab es bald darauf sintflutartige Überschwemmungen genau in jenen Gegenden, in denen man kurz davor um ein paar Tropfen Regenwasser gebetet hatte. Doch nicht nur die Natur, auch wir Menschen scheinen, irgendwie unseren Kompass verloren zu haben. Seit 20 Monaten herrscht mitten in Europa, dem Kontinent des Fortschritts und der Zukunft, ein blutiger Angriffskrieg, der uns ganz weit zurück ins Mittelalter oder vielleicht noch weiter zurückwirft. Und seit einigen Tagen bringen uns die Fernsehnachrichten Bilder aus dem Heiligen Land ins Haus, die in ihrer Grausamkeit abscheulich und unerträglich sind: Unschuldige Männer, Frauen und Kinder werden wahllos getötet; das Land, in dem der Friedensfürst gewandelt ist, wird wieder zum Land des Krieges, des Todes und des Verderbens. Und wieder erfüllt sich, was durch den Propheten Jeremia gesagt worden ist: „Ein Geschrei ist in Rama zu hören, lautes Weinen und Klagen: Rahel weint um ihre Kinder und will sich nicht trösten lassen, denn sie sind dahin.“ Und nicht wenige in diesem Land stellen sich auch die Frage, wie man angesichts der neuen Herausforderungen, z. B. durch Migration und politischen Extremismus, die soziale Kohärenz bewahren kann. Der Bedeutungsverlust der christlichen Kirchen und der christlichen Werte ist eine nicht zu leugnende Tatsache, die viele Menschen mit Sorge erfüllt.
Die Welt ist aus den Fugen geraten. Und wie andere stellt sich auch die Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland die Frage, was ist hier passiert? Vor allem aber, da wir eine zukunftszugewandte Kirche sind, fragen wir uns: Was können wir tun, was sind in dieser Situation die Aufgaben, die jetzt anstehen? Was ist unabdingbarer Teil unserer Identität und unserer Tradition und wo gilt es, Erneuerung zu fordern und zu fördern? Unsere Kirche in Deutschland befindet sich auf dem Weg zur vierten Generation und wird auch diese Priestertagung dazu nutzen, eine kritische und selbstkritische Standortbestimmung vorzunehmen, im Spannungsfeld zwischen Tradition und Erneuerung. Wir werden uns der Frage stellen, wie wir im 21. Jahrhundert die Frohe Botschaft verkündigen können, wie wir den Widerspruch zwischen Integration oder Assimilation überwinden können u.a.m.
Wie bei jeder Priestertagung haben wir auch dieses Mal exzellente Referenten gewinnen können, sie kommen aus unseren Schwesterdiözesen in Schweden und Großbritannien: Metropolit Kleopas von Schweden und ganz Skandinavien aus Stockholm und Bischof Raphael von Ilion aus Edinburgh. Metropolit Kleopas wird uns nicht nur über seine Tätigkeit in Skandinavien berichten, sondern auch Zeugnis von seinem jahrelangen Dienst in den Vereinigten Staaten von Amerika ablegen. Danke für Ihr Kommen und Ihre Mithilfe, liebe Mitbrüder.
Wir freuen uns ebenso über die Anwesenheit der ökumenischen Gäste und danken auch ihnen, dass Sie heute Abend hier sind. Mit ihnen begrüße ich auch unsere Vikarbischöfe und Priester, die wie jedes Jahr von den Enden Deutschlands angereist sind. Ein langjähriger Teilnehmer ist dieses Mal nicht mehr dabei: Bischof Vasilios aus Stuttgart. Er ist seit unserer letzten Priestertagung entschlafen und wir werden seiner im Gebet gedenken.
Wieder einmal sind wir für unsere Priestertagung in die deutsche Hauptstadt gekommen, nicht zuletzt, um den Fortschritt bei den Bauarbeiten an unserem Gemeindezentrum in Steglitz und das gute ökumenische und innerorthodoxe Miteinander in Berlin in Augenschein zu nehmen. Ersteres erleben wir heute, letzteres wird seinen sichtbaren Ausdruck bei der Göttlichen Liturgie finden, die wir am Freitag in der Georgskirche unserer Geschwister vom Patriarchat Antiochien feiern werden. Bischof Johannes von Palmyra hat uns dazu eingeladen und bereits heute gilt ihm unser herzliches Dankeschön. Sie sehen, ein reiches Programm erwartet uns auf unserer 53. Priestertagung der Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland und ich freue mich, sie hiermit zu eröffnen.
Vielen Dank.
Yorumlar