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Grußwort bei der Eröffnung der 54. Priestertagung der Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland

(Reutlingen, 13. November 2024)

 

ΣΤΩΜΕΝ ΚΑΛΩΣ!

mit diesen Worten fordert der zelebrierende Diakon oder Priester in jeder göttlichen Liturgie nach dem Glaubensbekenntnis die Gläubigen auf, sich auf den Höhepunkt der Liturgie, die Anaphora, also das Hochgebet, die Einsetzungsworte und die Wandlung der eucharistischen Gaben vorzubereiten, ΣΤΩΜΕΝ ΚΑΛΩΣ! So lapidar diese zwei Worte sind, so schwierig ist es, sie im Deutschen wiederzugeben.

 

„Lasst uns geziemend stehen!“ hat die Übersetzungskommission der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland als Übersetzung vorgeschlagen und sie betont damit zurecht, dass wir, die Teilnehmenden an der Liturgie, eine entsprechende, angemessene Haltung vorweisen müssen. Das griechische Wort KALOS bedeutet aber noch mehr. Darin schwingt nicht nur die Schönheit mit, für die unsere antiken Vorfahren dieses Wort verwendeten, sondern auch das Gute. Denn so verwenden wir das Wort ja bis heute, wenn wir uns ΚΑΛΗΜΕΡΑ, einen „guten Tag“ wünschen. Unsere geziemende Teilnahme am Leben, am Gottesdienst, ja am gesamten Leben der Kirche ist nämlich mehr als nur ein moralisierender Appell, uns korrekt zu verhalten. Für die orthodoxen Christen sind die ganze Welt, unser Leben, unser Glaube, alles, was uns umgibt und was uns trägt, Teil einer göttlichen Ordnung, die wir nur mit diesem uns seit der Schöpfungsgeschichte bekannten Wort KALOS wiedergeben können.

 

Und so ist auch unsere 54. Priestertagung, die dieses Jahr in Stuttgart und Reutlingen stattfindet, diesem Phänomen gewidmet. Wir hätten unsere Priestertagung also ohne weiteres auch ΣΤΩΜΕΝ ΚΑΛΩΣ! überschreiben können, haben aber stattdessen die Formulierung ΤΑΞΙΣ ΙΕΡΑ (Heilige Ordnung) gewählt. Damit ist also nicht nur die Frage der gottesdienstlichen Feier gemeint, sondern, um Goethe zu zitieren, im Grunde all das, „was die Welt im Innersten zusammenhält.“ Für die orthodoxen Christinnen und Christen ist die Welt ohne Gott, ja auch ohne das Lob Gottes nicht vorstellbar. Auch dieses Lob Gottes ist deshalb in jedem Jahr unabdingbarer Bestandteil unserer Priestertagungen, neben der theologischen Arbeit, die in diesem Jahr Metropolit Athenagoras von Kydonies mit uns leisten wird. Ich begrüße ihn besonders herzlich, weil er für uns die Stimme und den Segen der Mutterkirche, des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel, repräsentiert. Wie in jedem Jahr wird es auch diesmal Erwiderungen, Kommentare und Ergänzungen seitens unserer Bischöfe und Priester geben. Darauf freuen wir uns bereits heute, ebenso wie über die Anwesenheit der ökumenischen Gäste heute Abend, ganz besonders des Herrn Landesbischofs Gohl, der, wenn ich richtig informiert bin, vor kurzem selbst die Gelegenheit hatte, das Patriarchat in Konstantinopel zu besuchen. Gleichzeitig begrüße ich auch alle unsere Priester und Diakone, die wie jedes Jahr von den Enden Deutschlands hierhergekommen sind. Mit Ihnen allen und für Sie alle eröffne ich hiermit die 54. Priestertagung der Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland!


Metropolit Augoustinos von Deutschland

Exarch von Zentraleuropa

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