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Neujahrsbotschaft 2024 des Metropoliten von Deutschland und Exarchen von Zentraleuropa Augoustinos

Liebe orthodoxe Christen in Deutschland!


An der heutigen Schwelle zum neuen Jahr preisen wir den Herrn der Herrlichkeit! Gleichzeitig feiern wir voller Freude das Gedächtnis des heiligen Basilius des Großen, einen der beliebtesten Freunde Gottes und der Christen aller Zeiten.

Der heilige Basilius schreibt in einer seiner berühmten Predigten, die er an die Reichen seiner Zeit richtet: „Ich kenne viele, die fasten, beten, seufzen, alle Werke der Frömmigkeit üben, soweit sie mit keinen Kosten verbunden sind, die aber Notleidenden auch keinen Heller geben. Was nützt solchen ihre sonstige Tugendhaftigkeit? Das Himmelreich nimmt sie nicht auf.[1]


Mit dieser harten Formulierung schmälert Basilius der Große den Wert des geistlichen Kampfes natürlich nicht.Schließlich gilt er selbst bis heute als Vorbild eines gläubigen Menschen, was das Fasten, das Gebet und die Umkehr betrifft. Mit diesen Worten hebt der heilige Basilius vielmehr die harmonische Einheit von Glauben und Werken hervor, oder wie es der heilige Jakobus der Gottesbruder nachdrücklich sagt, und zwar gleich dreimal: „So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat.“[2]


Unser Patriarch hat einmal in einer bedeutenden Rede Folgendes gesagt: „Heutzutage gibt es Streit über die Ziele der Kirche auf Erden. Die einen sagen, dass die Kirche kein Sozialamt sei. Bischöfe und Priester seien nur für die Kirche da. Die anderen halten Riten und Gottesdienste für unnötig. [Ihr Motto lautet:] Raus aus den Kirchen; Dienst am Nächsten und Altruismus. Aber die richtige Auffassung liegt in der Mitte. Es ist die Verknüpfung dieser beiden Ansichten.


Ohne die Sakramente, ohne das unablässige Gebet, ohne die Gottesdienste hört die Kirche auf, ein gottmenschlicher Organismus zu sein. Sie wird zum gemeinnützigen Verein, den man dann ohne weiteres auflösen kann. Die Kirche weiß genau, dass die Hilfe für den, der von den Räubern überfallen wurde, und die Beispiele praktischer Liebe, die Christus als Voraussetzung für den Eintritt in das Himmelreich lehrte, für jeden Christen unnerlässlich sind. Im Jüngsten Gericht wird es kein Erbarmen für diejenigen geben, die kein Erbarmen gezeigt haben.[3]


Die Kirche (...) wandelt seit Jahrhunderten auf dem mittleren und königlichen Weg.“ Und der Ökumenische Patriarch kommt zu dem Schluss: „Deshalb hat die Kirche Christi, ohne ein einziges „Kyrie eleison“ in der Kirche auszulassen, karitative Einrichtungen gegründet, wo dies möglich war.“[4]


Liebe orthodoxe Christen in Deutschland!


Das ist der Mittelweg, den wir auch hier in Deutschland anstreben. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, Ihnen allen, jedem einzelnen von Ihnen, meinen tiefsten Dank dafür auszusprechen, dass Sie aktiv am liturgischen Leben unserer Kirche teilnehmen und gleichzeitig aber auch eine führende Rolle spielen, wenn es um die Werke der Liebe geht.Geistliche und Laien, Männer und Frauen, junge Freiwillige opfern, ohne zu zögern Arbeitskraft, Zeit und Geld, damit alle Bedürftigen in ihrer Pfarrei unterstützt werden können, mag diese auch an Größe und Potenzial klein sein. Durch diese wunderbaren Menschen ist jede Kirchengemeinde immer sogar jenen nahe, die nicht zur Kirche kommen können, zum Beispiel denen, die vom Schmerz einer Krankheit zuhause oder in den Krankenhäusern des Landes geprüft sind.


Mein aufrichtiger Dank gilt auch allen wunderbaren Geistlichen und Laien, die eine führende Rolle gespielt haben, wenn es um Werke der Liebe ging, die aber nicht mehr unter uns sind. Ich erinnere mich besonders an unseren Vikarbischof Vasilios von Aristi und seinen 47-jährigen Dienst in unserer Kirche. Möge das Andenken aller dieser Menschen für immer im Gedächtnis Gottes verankert sein!


Mein herzlicher Dank geht weiterhin an Sie alle, die Sie täglich die Schönheit, Sauberkeit und Ordnung der Kirchen und der Gemeindezentren unserer Metropolie lieben und für sie sorgen.


Väterlich danke ich Ihnen auch dafür, dass meine beiden Aufrufe vom Februar und September 2023, den Erdbeben-, Brand- und Überschwemmungsopfern in Griechenland beizustehen, auf überwältigenden Widerhall gestoßen sind. Durch Ihre großzügigen Spenden haben Sie wieder einmal die Kraft christlicher Solidarität und Nächstenliebe gezeigt.


Diese Kraft des ehrenamtlichen Engagements und der großzügigen Spenden vieler Gemeindemitglieder zeigt sich etwa am Beispiel unserer Kirchengemeinde „Entschlafen der Gottesgebärerin“ in Reutlingen, wo seit 2018 eine unentgeltliche Unterkunft unter dem Namen „Dach der Liebe“ betrieben wird, ausschließlich für die Angehörigen von Patienten – häufig sind dies Kleinkinder -, die für medizinische  Behandlungen oder komplizierte Operationen in die Universitätskliniken der Region nach Deutschland kommen. Die Mitglieder des Kirchengemeinderates, der Orthodoxen Diakonie sowie viele ehrenamtliche Gemeindemitglieder kümmern sich um den Transport der Besucher zu den jeweiligen Krankenhäusern und fungieren gleichzeitig als Übersetzer, wenn Rücksprache mit dem Pflegepersonal und verschiedenen Behörden erforderlich ist.


Ein weiteres großartiges Beispiel ist die Kirchengemeinde der Stadt Ludwigshafen, wo im Oktober 2023 die Einweihung der prächtigen Kirche Mariä Verkündigung stattfand. Bis diese gesegnete Stunde kam, haben alle Gemeindemitglieder intensiv gearbeitet und wertvolle Dienste geleistet, allen voran Vater Konstantinos Zarkanitis, der inspirierende Priester unserer Metropolie, der jetzt im Schoß Gottes ruht. Seine guten Nachfolger führen den kirchlichen Dienst mit demselben Eifer fort, stets in wertvoller Zusammenarbeit und mit der Hilfe aller Gläubigen.


Dies sind nur zwei von zahlreichen Beispielen aus dem Leben unserer Metropolie, welche die tiefe Verbindung von geistlichem Leben und praktizierter Nächstenliebe, die in allen unseren Kirchengemeinden zuhause ist, illustrieren. Deshalb danke ich aus tiefstem Herzen ausnahmslos allen orthodoxen Christinnen und Christen Deutschlands und allen unseren Geistlichen, die, wo auch immer sie tätig sind, demütig und in Stille dienen; sie tun dies oft auch unter widrigen Umständen und folgen dabei der Ermahnung unseres Herrn: wenn wir etwas Gutes tun, soll unsere linke Hand nicht wissen, was die Rechte tut.[5]


Als Euer geistlicher Vater wünsche ich mir, dass wir im neuen Jahr eine bewusste und tiefe Teilnahme an den Gottesdiensten und Sakramenten, den Mysterien unserer Kirche pflegen, besonders an der Göttlichen Liturgie. Wenn wir dann das Kirchengebäude verlassen, müssen wir keine Zeit mit unnützen und wertlosen Dingen verschwenden, sondern können vorausgehen in guten Werken, die unseren Mitmenschen nützlich sind.[6]


Ein gesegnetes neues Jahr!

 

Bonn, am Neujahrstag 2024

 

Euer Metropolit

+ Augoustinos von Deutschland


[1] Basilius der Große, Predigt an die Reichen, PG 31, 288A. (Dt. Übersetzung nach BKV, Band 47)

[2] Siehe Jak 2,14-26, hier 17.

[3] Vgl. Jak 2,13.

[4] Vgl. Ökumenischer Patriarch Bartholomaios, Rede anlässlich der Einweihung des Altersheims von Tripolis, Tripolis (Griechenland), 22. September 2009.

[5] Vgl. Mt 6,3.

[6] Vgl. Tit 3,8-9.



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