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Nachruf auf Archon Hypomimneskon Prof. Dr. Dr. Theodor Nikolaou

Metropolit Augoustinos von Deutschland


ΠΡΩΤΟΠΟΡΟΣ – so wird im Griechischen der Pionier bezeichnet, derjenige also, der als erster (ΠΡΩΤΟΣ) einen Weg, eine ΠΟΡΕΙΑ geht. Nun verabschieden wir uns von einem ΠΡΩΤΟΠΟΡΟΣ unserer Kirche in Deutschland, und meine heutigen Worte der Würdigung unseres heimgegangenen Professors und akademischen Lehrers Theodor Nikolaou können dies nur bruchstückhaft zum Ausdruck bringen. Ich versuche es, indem ich dies von unterschiedlicher Warte aus tue.


Als Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland (OBKD) erwähne ich zuallererst, das, was man als Lebenswerk von Professor Nikolaou bezeichnen kann: die Errichtung der Ausbildungseinrichtung für Orthodoxe Theologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, die für die gesamte Orthodoxie zum Segen wurde. Es ist das Verdienst unseres hochverehrten Verstorbenen, die akademische Dimension der Orthodoxie in unserem Land herausgestellt zu haben. Theodor Nikolaou hat die wissenschaftliche Dimension der orthodoxen Präsenz in Deutschland offenbar gemacht und in seinem langen, segensreichen Wirken persönlich vorgelebt. Es ist an dieser Stelle nicht meine Aufgabe, seinen Lebenslauf beziehungsweise seinen universitären Weg im Einzelnen wiederzugeben, doch schon die Zahl seiner Doktorate und Ehrendoktorate lässt die einmalige akademische Persönlichkeit von Theodor Nikolaou erkennen. Alle Orthodoxen in Deutschland werden auch in Zukunft von dieser seiner Lebensleistung profitieren, und ich bin davon überzeugt, dass sie ihm nachhaltig dankbar sein werden.

Als Bischof des Ökumenischen Patriarchats und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland werde ich - und werden meine Nachfolger - dafür Sorge tragen, dass Theodor Nikolaou nicht vergessen wird. Als langjähriges Mitglied unseres Metropolitanrates war er an vielen Weichenstellungen für die Zukunft der Orthodoxie in Deutschland direkt oder indirekt beteiligt. Ein besonderes Verdienst hat er sich dabei in der Wahrnehmung des ökumenischen Auftrags unserer Kirche erworben, und zwar als Mitglied verschiedener Dialogkommissionen, als vielgefragter Experte in Sachen Orthodoxie, als unermüdlicher Redner und Vortragender bei unzähligen Veranstaltungen, wo ein authentisches Zeugnis benötigt wurde, und - last but not least – als fleißiger Autor in deutschen, griechischen und anderen Publikationen. Die griechische Community in Deutschland – wir sagen ΟΜΟΓΕΝΕΙΑ dazu! - trauert um einen ihrer Besten und Talentiertesten. Denn auch für die griechisch-deutsche Freundschaft und die Annäherung zwischen unseren Völkern gebührt Theodor Nikolaou verdientermaßen das Attribut ΠΡΩΤΟΠΟΡΟΣ. Ich habe immer wieder gern gesagt, dass die Wahl seines privaten Wohnortes Ottobrunn eine schöne Replik auf den aus Bayern stammenden König Otto darstellte, welcher als Deutscher zum Griechen und zum ersten König Griechenlands wurde. Und unsere Kirche betrauert den Verlust des ἄρχων ὑπομιμνήσκων, den Träger jenes Ehrentitels des Ökumenischen Patriarchats, der das lebendige Gedächtnis der Kirche verkörpert.


Als ὁμογάλακτος, als jemand also, der von derselben Alma Mater, unserer verehrten Theologischen Hochschule des Ökumenischen Patriarchats in Chalki, genährt wurde, danke ich dem ὁμογάλακτος Theodor Nikolaou für seine Kontinuität in der Weitergabe des Geistes von Chalki, für seine Weltoffenheit und gleichzeitige Treue zur Tradition, für seine Verwurzelung im Glauben unserer Väter und seine nicht nachlassende, ständige Bereitschaft zum Dialog und zum akademischen Diskurs. Wir haben uns nicht in Chalki kennengelernt, da er kurz nach mir dort eintraf. Nein, es war in Bonn, dass wir uns das erste Mal begegnet sind und Freunde wurden.


Als Augoustinos Lambardakis schließlich darf ich deshalb an diesem Tag ganz persönlich werden und für die Jahrzehnte dieser Bekanntschaft, Freundschaft und Zusammenarbeit danken. Dass mein lieber, zu früh verstorbener leiblicher Bruder zum Taufpaten seines Sohnes wurde, ist nur ein kleines sichtbares Zeichen dieser besonderen Verbindung, die es zwischen uns gab. Wir waren gewissermaßen Nachbarn in der damaligen Bundeshauptstadt und hatten uns als Mitstreiter der orthodoxen Präsenz im Rheinland und darüber hinaus zu bewähren.


So gehen meine Gedanken und meine aufrichtige Beileidbezeugung an diesem Tag an seine Frau und seine Kinder und Enkelkinder. Sie richten sich aber auch an das Kollegium der Orthodoxen Ausbildungseinrichtung und an alle, die das Glück und die Ehre hatten, seine Schülerinnen und Schüler zu sein. Mögen sie das Werk, das Theodor Nikolaou begonnen hat, gewissenhaft fortsetzen und so dem großen ΠΡΩΤΟΠΟΡΟΣ Ehre erweisen.

Lieber Πρωτοπόρε Θεόδωρε,

Μακαρία ἡ ὁδός, ᾗ πορεύει σήμερον, ὅτι ἡτοιμάσθη σοι τόπος ἀναπαύσεως. Selig ist der Weg, den du heute beschreitest, denn dir wurde ein Ort der Ruhe bereitet. Amen.

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